GASTBEITRAG

Gastbeitrag von Katharina Voß

Individualurlaub an der Westküste von Rhodos

1. Die Ankunft
Am 12.09.2004 flog ich nach fünf Jahren zum ersten Mal wieder auf die Sonneninsel Rhodos. In „meiner“ Pension hatte ich bereits Bescheid gegeben und wurde schon sehnsüchtig erwartet, als ich Abends endlich dort landete. Von Deutschland aus hatte ich bereits einen Mietwagen für den gesamten Zeitraum gebucht und kann diese Agentur nur weiterempfehlen: FTI-Touristik hat zu relativ günstigen Preisen den vollen Service. Am Flughafen stand bereits der Mitarbeiter von FTI mit meinem Namensschild bereit, um mich abzuholen. Nach nur kurzen Formalitäten und nachdem er mir sogar meine Reisetasche zum Auto getragen und eingeladen hatte, erklärte er mir die Handhabung des Wagens und ich fuhr los in Richtung Pension Crito. Nachdem ich in früheren Jahren schon ca. zehn Urlaube hier verbracht hatte, war es kein Problem, dorthin zu finden – für einen Fremden wäre es allerdings etwas schwierig. Man hält sich vom Flughafen aus rechts und fährt immer am Meer entlang ,zunächst durch Paradissi, dann über Soroni und Fanes nach Kalavarda. Nach dem Ortsanfang von Kalavarda und dem Schild „Kamiros 4 km “, macht die Straße eine Biegung nach rechts, der man folgt und zwei km nach diesem Schild, hinter der Taverne Dionyssos (sehr empfehlenswert, gute und frische Fischgerichte), befindet sich am linken Straßenrand ein kleines, blaues Schild mit weißer Schrift: „Pension Crito, 100m“. Bei der nächsten Taverne führt ein Schotterweg links ab zur Pension. 

Nach so vielen Jahren war es wie eine Reise zurück nach Hause und Katerina Papavasiliou, die Besitzerin, wartete schon auf mich und begrüßte mich sehr herzlich als gute Freundin. Da es schon 21:30 Uhr war, tranken wir an diesem Tag nur noch eine Flasche Rotwein – einer der besten Weine der Insel, Alexandris, der in Embona wächst und hergestellt wird. Auch die Marke Kounaki ist empfehlenswert, allerdings etwa doppelt so teuer. Von dem weniger guten, dafür aber bekannteren Chevalier de Rhodes, der ebenfalls in Embona hergestellt wird, sollte man besser absehen, da er erstens nicht so gut, wie die anderen beiden ist und zweitens die Firma Emery schon mehr als genug Einnahmen hat. Lernt man erst einmal die Menschen dort kennen und mögen, dann fühlt man sich einfach besser dabei, den kleineren Weinherstellern, die viel mehr auf die Käufer angewiesen sind, ein wenig mehr Einkommen zu verschaffen.
Die Pension hat nur fünf Zimmer und mit Staunen sehe ich, dass mein Zimmer nun sogar über ein eigenes Bad verfügt – üblicherweise findet man in griechischen Pensionen die Bäder häufig auf dem Flur, was ich nie so besonders komfortabel fand, womit ich mich aber aufgrund der Schönheit der Lage dieser Pension und der netten Menschen abgefunden habe. Nun hat Katerina umgebaut und plant noch im kommenden Winter, auch die anderen Zimmer mit Bädern zu versehen.

2. Montag, der 13.09. - Pension Crito und Rhodos Stadt
Am nächsten Morgen wache ich nach einem erholsamen Schlaf auf und begebe mich nach ausgiebiger Nutzung meines Bades auf die mit Bougainvillae überwachsene Frühstücksterrasse mit Blick auf die Ägäis. Hier haben schon Berühmtheiten Katerinas köstliches Essen genossen – die Reichen aus Athen, die unerkannt und unbenannt bleiben wollten, weil sie fernab vom Massentourismus einen ruhigen Urlaub verbringen wollen, aber auch Deutsche, die einen Pauschalurlaub gebucht hatten und aus ihren großen, ungemütlichen Hotels zu Katerina geflüchtet sind und glücklich waren, dort Obdach und hervorragende Verköstigung vorzufinden. Unter anderem hat hier auch der bekannte deutsche Schriftsteller Lothar Günther Buchheim (Autor von „Das Boot“), enttäuscht von seinem Hotel, Unterkunft gesucht und gefunden – und diese sehr genossen, was in Katerinas Gästebuch nachzulesen ist, wo er sich verewigt hat, um ihr für die freundliche Aufnahme zu danken. 

Und manchmal leisten einem auch die Mitbewohner Katerinas, die Hühner, Kaninchen, Katzen und wer auch immer sonst noch gerade saisonbedingt dazu gehört, beim Frühstück Gesellschaft, in der Hoffnung ,dass auch für sie etwas dabei sein könnte, welches sie dann auch gerne aus der Spenderhand abholen – man bedenke, dass schließlich diese Hühner es sind, welche die erstklassigen Frühstückseier produzieren, die es in Deutschland nicht einmal für viel Geld zu kaufen gibt:


Aber keine Sorge: Katerina ist sehr sauber und mindestens zwei mal täglich wird die gesamte Terrasse inklusive der Möbel gereinigt.

Das Frühstück ist nicht, wie so oft in Griechenland, karg ,sondern besteht aus Brot, selbst gemachter Aprikosenmarmelade (köstlich!) und je nach Wunsch einem frischen Ei, Käse oder auch Wurst.
Nach dem Frühstück bin ich nicht mehr zu bremsen: Ich muss los, sehen, was sich in den fünf Jahren meiner Abwesenheit alles verändert hat. Mein erstes Ziel sind die Städte Faliraki (Hochburg der Engländer), wo ich mit Schrecken sehe, dass hier tatsächlich ein McDonalds eröffnet hat, und die Stadt Rhodos, überlaufen und schön wie eh und je, weil ich zunächst mal alles einkaufen will, was ich diversen Leuten in Deutschland versprochen habe, mitzubringen.

Am günstigsten kauft man meiner Erfahrung nach die Touristenartikel in Faliraki. Geeignete, auf Rhodos vergleichsweise günstige Mitbringsel sind jedenfalls Naturschwämme, Lederwaren aller Art, d.h. Gürtel, Geldbörsen aber auch Kleidung (auch Pelze) sowie Parfüms und Rasierwasser. Wer genug Geld übrig hat, kann sich auch kostengünstig mit Goldschmuck eindecken.
Der Tag geht schnell vorbei und ich bin von den Menschenmengen ein wenig gestresst, habe dafür aber alles günstig erstanden, was ich für Freunde von hier mitnehmen kann und freue mich schon auf Katerinas hervorragendes Abendessen, dass ich nun seit fünf Jahren vermisse. Sie verwendet nur selbst angebaute, chemisch unbehandelte Lebensmittel – oder ebensolche, die sie von Nachbarn oder Verwandten bekommt. Sogar das Olivenöl, das sie zum Kochen, Braten und Backen benutzt, stammt von ihren eigenen, selbst geernteten Oliven und das schmeckt und fühlt man. Nirgends habe ich bisher in meinem Leben so gut und gesund gegessen. Und der rhodische Wein... Wir sitzen und reden die halbe Nacht, denn nach fünf Jahren gibt es viel zu erzählen. 

3. Dienstag, der 14.09. - Prassonissi
Für den Dienstag habe ich mir die von hier aus sehr lange Fahrt zur Südspitze der Insel, Prassonissi, vorgenommen. Vor vielen Jahren, als ich das erste Mal hier war, gab es dorthin nur eine schwer zu befahrende Schotterpiste und am Ende dieser einen komplett menschenleeren Strand. Das hat sich im Laufe der Jahre – leider, so finde ich – verändert, denn inzwischen gibt es eine geteerte Straße, auf der man dahinrasen kann, bis sich einem am Ende der Blick auf den schmalen Strand als Übergang auf die vorgelagerte Insel bietet. Hier sehe ich entsetzt viele Surfer und Gleitschirme und noch mehr Autos parken. Auch ich parke und sehe mich voller Entsetzen um: Menschen, Sonnenschirme und vor allem eine Menge Müll wie Plastikflaschen und weggeworfene Schuhe etc.
Also hilft nur eines: ich trete den Fußmarsch auf die kleine, vorgelagerte Insel an, um den Massen und dem Müll zu entkommen. In der Zeitung „Die Welt “ habe ich tatsächlich vor etwa zwei Jahren gelesen, dass man diese Insel verkaufen wollte, allerdings mit der Auflage, sie touristisch oder privat zu bebauen. Dies ist Gott sei Dank nicht geschehen. Von weitem betrachtet sieht es dann auch schon nicht mehr ganz so schlimm aus, sondern so, wie ich es in Erinnerung hatte.

Hinter mir sind noch andere Wanderer, aber als sie die erste Hügelkuppe erreichen und feststellen, dass dies immer noch nicht das Ende ist, sondern eine weitere folgt, geben die meisten stöhnend auf – sie wissen ja nicht, welche Idylle sie erwartet, wenn sie durchhalten würden. Ich gehe weiter und spätestens auf der zweiten Hügelkuppe, die wieder nur eine weitere in Aussicht stellt, geben 99 % der Wanderer auf. Aber auch hier gehe ich weiter – wobei es eine hervorragende Idee war, ausreichend Wasser im Rucksack zu haben, denn die Sonne ist hier auch im September noch sehr heiß und ausreichende Flüssigkeitszufuhr enorm wichtig. Endlich habe ich es geschafft und bekomme meine Belohnung für die Anstrengung: Keine Menschen, nur ein einziges Pärchen sitzt auf einem Stein und veranstaltet ein Picknick und da ist auch der Leuchtturm, denn hier, wo die wenigsten hin finden, hat sich nichts verändert. Ein herrlicher Ausblick auf den Leuchtturm und das Meer in totaler Einsamkeit – das einzige Geräusch ist der hier sehr starke Wind.

Auf dem Rückweg mache ich den Fehler, die Straße von Kolymbia nach Soroni zu wählen. Schließlich habe ich bisher festgestellt, dass die Straßen hier um ein vielfaches besser geworden sind, also wird diese wohl auch gut befahrbar sein. Und hier – irgendwie denke ich mir dazu auch voller Freude, etwas noch hinreichend Bekanntes vorzufinden: ENDLICH – finde ich die schlechteste Straße der Insel vor. Sie ist nicht nur genauso miserabel und von tiefen Schlaglöchern durchzogen, nein, sie ist sogar noch schlechter, weil sie gerade instand gesetzt wird. Irgendwie ist es anstrengend, nach der vielen Fahrerei das auch noch durchmachen zu müssen, aber irgendwie fühle ich mich nun wieder ganz wie zu Hause, weil ich genau so mein Rhodos kenne und liebe.
Danach unter die Dusche und zu Katerinas Essen, dem herrlichen Wein der Insel und den stundenlangen Gesprächen über Vergangenes und Gegenwärtiges – ich frage schon gar nicht mehr, was sie kocht, denn was immer sie macht, ist hervorragend und ich mag Überraschungen. Am späteren Abend kommt noch Besuch: Anastasia mit ihrem Mann Alexander. Sie erkennen mich tatsächlich wieder und ich bekomme einen frischen Pfirsich geschenkt. Zuerst komme ich mir ein bisschen dämlich vor und sage „efkaristo “.Aber dann erinnere ich mich: Die Menschen sind hier so. Was sie haben, geben sie auch gerne und es kommt überhaupt nicht in Frage, dass einer etwas isst oder ein Lebensmittel mitgebracht bekommt und ein anderer daneben sitzt und nichts hat. Das ist nicht die gütige Touristenfütterung – das ist die Güte und Freundlichkeit der Menschen hier.

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