GASTBEITRAG

FORTSETZUNG - TEIL 4

9. Montag, der 20.09. - Rhodos Stadt und das Huhn
Da ich nun bald schon wieder nach Deutschland in die sogenannte Zivilisation zurück muss, möchte ich mich heute noch einmal in den Touristenrummel stürzen und fahre nochmals in die Stadt Rhodos. Das Autofahren, das auf der gesamten restlichen Insel sehr gemächlich vor sich geht und, bis auf ein paar schlechtere Straßen, keinerlei Stress verursacht, ist hier eine ziemliche Qual und ich bin froh, als ich endlich einen Parkplatz gefunden habe. Auf meinem Weg am Hafen entlang sehe ich mir jetzt auch endlich einmal wieder die Wahrzeichen von Rhodos rechts und links der Hafeneinfahrt an: Elafos und Elafina, den Hirsch und die Hirschkuh.

Nach vielem Schauen und Ausruhen auf einer der zahlreichen Bänke mit Blick auf den Hafen zieht es mich aus dem Rummel heraus, den Weg am Hafen entlang zurück und in den Park auf der anderen Straßenseite. Hier ist es wie überall: Eben noch war ich im totalen Gedränge der manchmal recht lauten Touristen, ein paar Meter weiter schon, ein gutes Stück in den Park hineingegangen, herrscht absolute Stille auf Wegen ohne einen einzigen Menschen.

Nach einem längeren Spaziergang hier fühle ich mich der Altstadt von Rhodos gewachsen und mache mich auf den Weg. Hier kann man absolut alles kaufen, essen und trinken. Die Gassen sind teilweise eng und die Menschenmassen laufen auf und ab. Die Geschäfte sind nur zum Teil interessant. Es kommt eben immer darauf an, was man will. Tatsächliche griechische Kunst findet man hier eher nicht, dafür aber sämtliche Markenartikel in Sachen Bekleidung ,Gold und Silber, Teppiche, Lederwaren und Pelze. Und natürlich jede Menge Souvenirs. Zwar will ich nichts kaufen, schaue aber trotzdem in den einen oder anderen Laden hinein und sehe mir die vielen, leider oft kitschigen Kleinigkeiten an, die es hier zu kaufen gibt.
Der Gang durch die Geschäftsstraßen ist dann auch irgendwann zu Ende und ich mache mich auf den Heimweg, da ich nun für meine Begriffe genug vom Touristendasein habe und den Menschenmassen jetzt besser Lebewohl sage.
Abends auf der Terrasse der Pension gibt es das tägliche Spektakel, auf das ich inzwischen jeden Abend in der Dämmerung warte: Katerinas Hühner flattern in den Hibiskusstrauch neben dem Backofen, um die Nacht geschützt vor freilaufenden Hunden verbringen zu können. Eines der Hühner stellte sich von Anfang an als besonders einfallsreich heraus: es erklettert Abend für Abend den Ofen, um von dort aus möglichst hoch in den Hibiskus flattern zu können. Meist benötigt es zwei bis drei Anläufe, bei denen es zunächst beim Anlauf vom Ofen fällt, beim nächsten Mal den Hibiskusstrauch verfehlt und beim dritten Anlauf endlich dort ankommt, wo es hin möchte. Da erzähle mir noch mal einer, Hühner wären nicht intelligent!

Bei bestem griechischen Essen und dem absolut unumgänglichen rhodischen Rotwein endet auch mein vorletzter Tag im Gespräch mit Katerina auf der Terrasse.

10. Dienstag, der 21.09. - das Inselinnere und die Kaktusfeigen
Heute, an meinem vorletzten Tag, ist es endlich Zeit, nach Embona zu fahren, um mein persönliches Souvenir beim Hersteller zu erwerben: Alexandris-Rotwein. Dieser wird, wie einige andere auch, im Inselinneren, in Embona hergestellt und ich kenne die kleine Weinproduktion schon seit Jahren. Zwar hat Katerina mir gesagt, dass einige Jahre lang der Wein von Alexandris nicht mehr so gut war, aber wir haben ihn inzwischen probiert und festgestellt, dass er nun jedenfalls wieder sehr gut ist.
Wenn man nicht weiß, dass es sich bei dem Haus mit dem kleinen Schild um eine Weinkelterei handelt, wird man es schwer finden. Es befindet sich schräg gegenüber der weitaus bekannteren und größeren Firma Emery, zu der täglich Dutzende von Touristenbussen kommen.
Vor dem Haus der Alexandris' parke ich meinen Wagen und gehe hinunter in die Einfahrt. Hier lädt leider nicht, wie bei den anderen, ein Schild zur Weinprobe ein, wenngleich ich beim Eintreten sofort sehe, dass man auf Käufer wartet. Ein netter junger Mann, einer der Söhne des Hauses, der hervorragend englisch spricht, lädt mich ein, den diesjährigen Wein zu probieren, obwohl ich das ursprünglich gar nicht wollte, da ich ihn schon gekostet habe, aber er will mir partout nicht einfach
meine drei Flaschen verkaufen, ohne dass ich etwas getrunken habe. Na gut, bevor ich mich schlagen lasse... und er schmeckt schon jetzt hervorragend, wenn man ihn auch vor dem Trinken doch besser noch ein Jahr ruhen lassen sollte. Demnach kann auch das mich nicht davon abbringen, meine drei Flaschen zu erwerben, die nun flugzeugsicher in einen dicken, dafür hergestellten Pappkarton mit Tragegriffen verpackt werden – einfacher und besser geht es gar nicht. Ich erinnere mich an meinen letzten Urlaub hier vor fünf Jahren, da mussten wir die Weinflaschen in dünnen Plastiktüten ins Flugzeug nehmen und zitterten die ganze Zeit um sie.
Das ist mir genug für heute und ich verbringe den Rest des Tages auf der Terrasse der Pension mit Frappé und meinen Büchern. Gegen 17:00 Uhr aber kommen Anastasia und Alexander wieder und erzählen, dass es in Soroni am Ortsrand viele Kakteen geben soll, an denen jetzt die Kaktusfeigen reif sind, die jeder ernten darf, der das möchte. Also schlage ich mich als Chauffeur vor und Anastasia, Katerina und ich fahren los. Unterwegs gabeln wir noch Anastasias Tochter auf, die uns den Weg zeigen soll und schon bald sind wir am Ziel und gehen über zur Ernte. 

Kaktusfeigen sind eine ziemlich heikle Angelegenheit und mit Vorsicht zu behandeln, da die Dornen der Kakteen ganz schön gemein sein können. Aber schon bald sind alle Kisten und Tüten gefüllt und wir fahren wieder zurück. Auch das Schälen der Feigen hat es in sich, da auch die Früchte mit Stacheln besetzt sind, aber dafür schmecken sie einfach köstlich. Nach dem Schälen bewahre man sie einige Stunden im Kühlschrank auf und danach schmecken sie unschlagbar.

11. Mittwoch - der letzte Tag...
Heute will ich nichts mehr unternehmen, auch nicht mehr fahren oder laufen, sondern einfach den Rest meines letzten Urlaubstages auf der wunderschönen Terrasse der Pension Crito verbringen, mit Katerina und möglicherweise einem ihrer drei Enkelkinder, den Hühnern, den Hasen, der Katze, der guten Seeluft, dem Duft der Bougainvillae, frischen Feigen, Pfirsichen oder Melone und möglichst nicht an die Heimreise denken, die ich morgen sehr früh antreten muss.

Die Enkelkinder kommen, spielen ein bisschen mit mir und auch sämtliche ansässigen Tiere fressen mir heute noch ein letztes Mal aus der Hand. Am Abend gibt es zum Abschied Stifado mit frischen, grünen Bohnen, mein erklärtes Lieblingsessen, wie Katerina weiß und den guten Alexandris-Wein.
Der Abend ist so herrlich, dass es mir sehr leid tut, schon gegen 22:00 Uhr ins Bett gehen zu müssen, aber wenn man schon um 07:00 Uhr am Flughafen sein muss, ist das wohl vernünftiger... 
Inzwischen habe ich ganze Familiensippen mit der Befürchtung, ich könnte vielleicht meinen Reisewecker morgens nicht hören, verrückt gemacht, so dass mehrere Verwandte Katerinas, sogar eine Enkelin, sich angeboten haben, um 06:00 Uhr das Telefon klingeln zu lassen. Zusätzlich wird Dimitri, Katerinas Mann, seinen Wecker stellen, so dass nichts mehr schief gehen kann.

12. Fazit
Das war also mein Traumurlaub. Sicherlich nichts für alle und jeden, wenn man bedenkt, dass ca. 99 % der Touristen nicht nur an der Ostküste wohnen, sondern die Westküste kaum anschauen. Auch ist wohl den meisten lieber, gleich vom Heimatland aus einen all-inclusive-Urlaub zu buchen und an den Abenden nicht die Ruhe, sondern die Attraktionen zu genießen. Jeder wie er will. Für naturverbundene Menschen, die eher die Stille und vor allem auch den Kontakt zu den Rhodiern bevorzugen, für diejenigen, die Gastfreundschaft und das Leben auf der Insel kennen lernen möchten und nicht zuletzt für diejenigen, die einzigartiges, unbehandeltes und unverseuchtes, natürliches, griechisches Essen kennen lernen wollen, ist die Pension Crito hervorragend geeignet. In keinem der großen Hotels wird man dergleichen finden. Und die Tipps, wann und wo die Feste in den Dörfern oder bei den Kirchen stattfinden, bekommt man selbstverständlich auch hier.
Erstaunlich für mich ist immer wieder, dass es hier auch nur relativ wenige Insekten gibt. Da ich unter einer ausgeprägten Insektenphobie leide, ist mir die Erwähnung dieser Tatsache sehr wichtig, für alle die, die glauben, an und in einer bauernhofartigen Pension müsse es von diesen nur so wimmeln. Zu keiner Zeit meines Urlaubes habe ich mich von einem Insekt bedrängt gefühlt, kein Insekt ist in mein Zimmer gekommen und die Hornissen kommen selten in die Nähe der Menschen.
Von Anfang bis Ende war restlos alles perfekt und der Erholungswert ist für mich nicht zu übertreffen.
Der Abschied am Donnerstagmorgen war tränenreich und eines ist sicher: nie mehr werde ich so viele Jahre verstreichen lassen, ohne nach Rhodos zu fliegen, wo man mich immer wieder wie eine Freundin willkommen heißt und mir ein Zuhause gibt.

Wer Fragen hat (speziell auch zu der Pension Crito) darf sich gerne bei mir per E-Mail melden: katharina.voss@freenet.de

ENDE

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